Allgäu Blog
Macher, Schaffer, Unternehmungen und Ziele im AllgäuSchwäbisch-alemannischen Fastnacht / Holz-Masken

Endspurt beim Fasching, bei der Fastnacht (Fasnacht), beim Karneval. Viele Namen für eine fünfte Jahreszeit. Und so unterschiedlich die Namen, so unterschiedlich auch das feiern. An sich ist der Allgäuer nicht bekannt für hemmungsloses Amüsement. Es dauert gerne, bis sich der Allgäuer einer richtigen Sause hingibt. Erscht mol luaga, das ist das Motto. Vielleicht haben sich deshalb die Karnevals-Hochburgen eher in der Rheingegend etabliert, die sind wohl sonniger im Gemüt.
Wir haben es ja versucht mit Karnevalvergnügen, aber Anfang des 20. Jahrhunderst erinnerte man sich im Südwesten doch wieder auf das kulturelle Erbe, und so erlebte der schwäbisch alemannische Fastnachtsbrauch eine Renaissance.
Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Fasnacht, Fastnacht, Fasnet – auf die Details will ich gar nicht eingehen. Fakt ist jedenfalls, daß die Schwäbisch-alemannische Fastnacht ist seit 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes mit allen Formen, Bräuchen und Ausprägungen aufgenommen wurde. Weil dieser Brauch eben so ausgesprochen anders ist, und mittlererweile wieder intensiv zelebriert wird.
Und natürlich gibt´s auch bei uns Verbände und Regularien, weil nur lustig ist so eine Fastnacht ja nicht. So kümmert sich zum Beispiel die Vereinigung der schwäbischen-alemannischen Narrenzünfte um Pflege und Brauchtum und um Lobbyarbeit. Und sie bündeln die Informationen zu Narrenzünften und Veranstaltungen. Das ist praktisch, wenn man so einen Narren-Umzug erleben möchte. (Links sind unten)
Was ist besonders an der schwäbisch-alemannische Fasnacht?
- Die Narren treten in Gruppen auf
- Die Gruppen sind Ortsgebunden
- Das Häs – die Verkleidung – ist jedes Jahr das selbe
- Das Häs wird innerhalb der Familie weitergereicht.
- Die Hästräger tragen meist Masken aus Holz
- Die Zuschauer schauen viel und trinken wenig
Das Allgäu und die schwäbisch-alemannische …
Das Allgäu ist geteilt. Eine Mauer schlängelt sich von Lindau quer durch das Westallgäu nach Isny. Ja, während der östliche Teil – wenn überhaupt – dann zum tanzen auf diverse Bälle geht, organisiert sich der westliche (ziemlich kleine) Teil in Narrenzünften, oder besucht Narrenumzüge. Und so kommt es, daß ein Großteil der Allgäuer noch nie einen schwäbisch alemannischen Narrenumzug besucht hat.
Zelebriert und gelebt wird die Fasnacht vorallem im südlichen Württenberg und in der nördlichen Schweiz. Der Oberschwäbische und Allgäuer Raum beherrbergt nur einen ganz kleinen Teil der großen Narrenzünfte.
Masken – Larven – Schemen aus Holz
Das faszinierende an „unserem“ Fasching, sind die Holzmasken. Die Masken heißen im Allgäu Larven und weiter im Württenbergischen auch Schemen.
Da die Verkleidungen aus früherer Zeit stammen, sind natürlich Hexen, Teufel, der Tod und Dämonen sehr beliebt. Alles was mystisch ist, lieben wir. Und so ist es ganz natürlich, daß nach den Bärbele, Klausen und Rauhnächten die Fasnacht mit dem Spuk fortfährt.
Überhaupt sind die Figuren eher wild und ungezügelt. Man lebt die Wildheit unter der Maske aus. So war das schon immer. Dashalb kann es gar nicht gruselig genug sein. Lustig übrigens, daß auch schon Kleinkinder in ein „Häs“ gepackt werden – allerdings ohne Maske – und es gefällt ihnen, wenn Mama & Papa auf einmal so anders aussehen …
Handwerkskunst: Masken schnitzen
Und schon bin ich bei einer ganz besonderen Handwerkskunst aus der Region: Dem Schnitzen von Narrenmasken. Das ist natürlich ein Beruf, von dem man nicht leben kann. Trotzdem gibt es ihn noch.
Die MAske wird aus dem vollen Holz geschlagen. Lindenholz wird meist verwendet, denn es harzt nicht. Wäre ja blöd, wenn die Larve immer an den Haaren kleben bleibt. Ab und an kommt auch Weymouth-Kiefer zum Einsatz, weil dieses Holz noch leichter ist. Larven haben ein Gewicht zwischen 250g und 700g.
Die Larven werden komplett händisch gearbeitet. Jede Maske besitzt einen individuellen Ausdruck, einen Charakter. Keine existiert ein zweites Mal. Zwei Tage dauert es, bis aus dem Holzklotz ein Gesicht entstanden ist. Die Bemalung ist Kunst für sich …
Quintessenz:
Kunst und Kultur
bei der schwäbisch-alemannischen Fasnacht.Innerlich lustig und fröhlich sein,
das ist das Naturell des Allgäuers.West und Ost ist anscheinend gern unterschiedlich.
Goggolores, alaf und hellau ….
ich setz mir jetzt ne Pappnase auf, Ulli
Links:
Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes
Vereinigung der schwäbischen-alemannischen Narrenzünfte
Herzlichst, Deine Ulli